Spannung durch Kontraste
Die Alte Heslacher Apotheke: seit 1888 in einem Stadthaus der Gründerzeit mit typischer Sandsteinfassade. Sie wurde im Herbst 1989 im Rahmen einer Sanierung vollständig umgebaut.
Decken wurden erhöht, Fenster geöffnet, das Material Sandstein der Fassade, auch innen verwendet, um so den Übergang von Aussenwelt zur Innenwelt erlebbar zu machen. Materialien und Formen, der Grundriss wurde logisch gegliedert, schaffen eine unverwechselbare Atmosphäre.
So wie Gegensätze Spannungen bilden, so lebt auch die Architektur von der Spannung. Hier ist es der warme, rauhe Sandstein zu kaltem schwarzem Granit, das feuerrote Bubingaholz zu kühlen Lackflächen, alte Farbspachteltechniken zu
polierten, spiegelnden Aluminiumflächen.
Dieses Spannungsverhältnis zieht sich wie ein roter Faden durch die gesmate Apotheke.
Der Eingangsbereich ist vollflächig verglast. Diese immaterialität des Glases wird konfrontiert mit den Sandsteinflächen, die im Innenraum das Glas umrahmen. Oder der Fussboden erhielt im öffentlichen Bereich einen Granitbelag, im nicht öffentlichen Bereich Holzparkett, ein Kalt/Warm-Kontrast mit Bezug auf Kunden- und Bedienzone.
Die neuen, in den Raum gestellten und geschwungenen Trennwände sind tiefblau in Stukko-Lustra-Technik gespachtelt. Im Kontrast: eingespannte Alu- und Glasflächen als Regale.
Auch der Handverkaufstresen ist
geschwungen. Die feuerrote Bubingaholzplatte dominiert im Raum und bildet den Mittelpunkt des Geschehens. Der formalen Modernität des Innenausbaus wurden - wieder im Kontrast - Möbel mit traditionell handwerklichem Charakter gegenübrgestellt - strenge Stühle von Frank Lloyd Wright, Hocker von Josef Hoffmann, ein Stuhl von Mackintosh.
Alle Gestaltungselemente zusammen ergeben eine Architektur, die die spannungsreichen Gegensätze von alt und neu, dekorativ und streng, rational und irrational spürbar macht.